Spielphilosophie

Für alles rund ums LARP was nicht in die anderen Foren passt oder nicht unbedingt mit Phoenixlarp zu tun hat...

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Robert Napierski
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Spielphilosophie

Beitrag von Robert Napierski »

Spielphilosophie

Es gibt nach meinem Wissenstand über 50 Regelwerke für das Liverollenspiel.
Gibt’s es auch so viele verschiedene Spielphilosophien?

Phönix ist ein punktebasiertes Liverollenspiel Regelwerk.
„Punktebasiert“ bedeutet: Das die meisten Aktionen, die Spieler durchführen können mit Erfahrungspunkten gekauft werden müssen. Phönix ist kein 100% punktebasiertes Regelwerk da ein Spieler einige Aktionen durchführen kann die er sich nicht mit Erfahrungspunkten kaufen muss. Als Beispiele hierfür seien genannt: Rennen, schleichen, sich verstecken, lügen,
Ein punktebasiertes Regelwerk kann unlogisch erscheinen ,wenn der Spieler Aktionen nicht durchführen kann nur weil er keine Erfahrungspunkte in die entsprechende Fertigkeit gesteckt hat. Beispiel: Der Spieler kann einem wehrlosen nicht die Kehle durchschneiden ohne die entsprechende Fertigkeit zu besitzen. Natürlich mag es in der Realität ganz einfach sein einem Bewusstlosen böses anzutun. In der gespielten Realität geht es nicht. Denn das Regelwerk will es so.


DkwDdk ist kein punktebasiertes Liverollenspiel Regelwerk.
Ein 100% DkwDdk hat überhaupt keine Regeln. Alle Spieler sind an ein Gebot der Fairness gehalten bei Interaktionen mit anderen Spielern auf deren Rollenspiel so zu eingehen wie sie es aus ihrem Wissensschatz kennen. Der Wissensschatz jedes Spielers variiert je nachdem welche Filme man gesehen, Bücher gelesen, Geschichten gehört, Tischrollenspiele gespielt hat. Prallen verschiedene Ansichten aufeinander wird es frustrierend. Beispiel: Durchschlägt ein Pfeil aus 25m Entfernung einen Plattenpanzer? Historiker sind sich hier nicht einig, warum sollten es Spieler sein?

Gibt es noch mehr Regelwerk Varianten? Meiner Meinung eher nicht. Ich denke das alle anderen Regelwerke Varianten eine Mischung aus den beiden obengenannten sind.

Wieso gibt es dann so viele verschiedene Regelwerke? Warum gibt es nicht 3 Regelwerke? Ein punktebasiertes, ein DkwDdk und eine Mischung aus den beiden?
Warum?

Weil es unbegrenzt viele Ansichten gibt wie Live Rollenspiel gespielt werden soll.
Unbegrenzt viele Spielphilosophien.

Ist eine Spielphilosophie besser als die andere? Ja. Meine Spielphilosophie ist die beste.
Zwänge ich meine Spielphilosophie anderen auf? Ja, ich organisiere Spiele, schreibe ein Regelwerk das zu meiner Spielphilosophie passt und erwarte das jeder Mitspieler sich an meine Ansichten hält. Bin ich ein begnadeter Schreiberling, der jedem geneigten Leser meine Ansichten sofort einbrennt? Leider nicht. Aber ich kann ja auf Missverständnisse eingehen und aus der Welt räumen.
Versuche ich anderen Spielern ständig meine Meinung aufzuzwängen? Ich teile mich gerne mit, zwänge aber niemanden meine Meinung auf.

Jetzt erst komme ich zu meiner Aussage:
Phönix ist eine Spielphilosophie. Ich spiele Phönix weil mir diese Spielphilosophie gefällt.
Dragon-Sys ist viele Spielphilosophien. Ich spiele Dragon-Sys weil mich diese Spielphilosophien interessieren.
Es gibt Dinge in anderen Spielphilosophien die ich schöner, realistischer, besser finde.
Aber wenn ich die Idee „Phönix“ grundlegend ändern würde um eine, mir schöner, realistischer erscheinende Idee einzufügen, dann ändere ich die Idee „Phönix“.
Grundlegend ist für mich z.B. eine Trefferzonen Regel.
Aber bevor ich Phönix grundlegend ändern würde kann ich doch auch woanders spielen?
Wieso wollen andere mehr DkwDdk in das Phönix Regelwerk einbringen wenn sie doch auch woanders spielen könnten? Regelwerke, Cons gibt es wie Sand am Meer.
Wieso sollte ich das Regelwerk ändern um die Tödlichkeit abzuschwächen wenn ich auch woanders länger leben darf?
An anderer Stelle in diesem Forum „Bums! Du bist Tod“ wird darüber diskutiert ob der Metall zu Glut nicht zu tödlich sei? Wieviele Fertigkeiten, Runen, Zaubersprüche gibt es im Phönix Regelwerk die schnell töten können? 7,22,14? Ich denke das es zur Idee „Phönix“ dazugehört schnell und ohne Schutz getötet werden zu können. Mir macht die Spielphilosophie Phönix Spaß und ich möchte nicht das Phönix in dieser Hinsicht geändert wird.
Wem das keinen Spaß macht: Man kann es nie jedem Recht machen, aber es gibt ja Alternativen.
"Puuuh, das war knapp"
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Dagmar Weber
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Beitrag von Dagmar Weber »

Robert, da hast Du exakt meine Gedanken zu dem Thama formuliert - Danke!
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Knut
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Beitrag von Knut »

Wobei für mich die Frage aufkommt, ob sich Phönix wirklich für alle durch das Regelwerk definiert. Für mich zum Beisiel ist es eher die ausgefeilte und belebte Welt. Hier kommt halt nicht jeder "aus dem Dorf hinter den sieben Bergen" oder "aus dem Land da im Osten, Ihr habt sicher schon davon gehört". Außerdem die Mitspieler. Habe auf anderen Cons auch schon ziemliche Idioten erlebt, die sich auf keinen Fall in eine ausgearbeitete Welt einfügen wollten, sondern ihren "den-spiele-ich-immer" Charakter aus einem anderen System und vor allem einer anderen Welt gespielt haben. Ist mir bei Phönix noch nicht untergekommen.

Für diesen (meinen) Ansatz der Definition "Phönix" stellen die Regeln aber nur ein (manchmal arg lästiges) Beiwerk dar und sind nur Mittel zum Zweck. Natürlich richtet man sich nach ihnen und ich finde sie für ein Punktesystem auch nicht übel, ich kann es aber verstehen, wenn manch einer hier und da was auszusetzen hat und es daher auch mal durch Diskussion in eine etwas andere Richtung bringen will.

Was den "BUMMS! usw."-Beitrag angeht: Man sollte ihn eventuell auch eher mit "Für ein schöneres Sterben!" überschreiben. War zumindest mein Ansatz in dieser Diskussion :wink:
Komm zur Legion: LEG IX COH IX CEN II

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seBASTIan s.
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Beitrag von seBASTIan s. »

@ Robert: Danke- du hast es auf den Punkt gebracht.
B
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Andrea F.
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Beitrag von Andrea F. »

Danke Robert!!!

Genau so ist es!
Ich will lieber stehend sterben, als kniend leben.......
Dirk Martin

Beitrag von Dirk Martin »

Hi Robert, gute Darstellung, der ich vollständig zustimme. Oder zumindest fast.

Hier eine kritische Frage: Muss Phoenix immer genau so bleiben, wie es jetzt ist? War es immer exakt so?
Ich vermute auch deine Antwort auf diese Fragen lautet: "Nein".

Erfolgreiche Regelsysteme entwickeln sich mit den Jahren weiter. Zu sagen:" Wenns dir nicht gefällt, spiel doch was anderes." scheint mir nicht die beste Herangehensweise. Ich denke es lohnt sich gewohnte Regeln gelegentlich zu überdenken. Möglicherweise stellt sich ja heraus, dass Die, die das System vorher auch schon mochten, es nach den Regeländerungen noch lieber mögen.
Jeder von uns findet das Phönixsystem überwiegend gut. Sonst wäre er nicht in diesem Forum. Es geht also eigentlic nicht darum das komplette System über den Haufen zu schmeißen.

Worum geht es mir dann, wenn ich relativ drastische Regeländerungen, wie die "Alle Waffen ein Schaden"-Regel vorschlage?
Das entscheidende bei Regeländerungen ist glaube ich, dass man sich zunächst einmal überlegt, was die Regeln gewährleisten sollen. Und das möglichst konkret. Eine gute Regeländerung erkennt man nicht daran, dass die neue Regel der Alten möglichst ähnlich ist. Eine gute Regeländerung erkennt man daran, dass sie das Erreichen des Spielziels auf einfachere Wiese ermöglicht.

Das oberste Spielziel, auf das sich sichertlich alle einigen können ist Spass. Vorraussetzung für dauerhaften Spass ist ausserdem die Sicherheit der Teilnehmer.
Ab hier wird es dann etwas schwieriger zu definieren, was genau den "Spass" bei einem guten LARP ausmacht. Nichts desto trotz ist es aber möglich. Zum Beispiel indem man Dinge benennt, die bekanntermassen den Spass verderben.

Unbesiegbare Superhelden sind ein solches Beispiel. Ich glaube nicht, das dies unter etwas erfahrenereren Spielern strittig ist.
Bei der Diskussion über den MzG Zauber wurde in diesem Sinne vielfach gefordert, dass das Regelsystem gewährleisten soll, dass kein Spiel-Charakter unantastbar wird. Jeder Spieler sollte in dem Bewuststein spielen, dass er schnell und unerwartet sterben kann.

Andererseits möchte aber wohl auch niemand hilflos den stattfindenden Ereignissen ausgeliefert sein. LARP lebt schließlich davon, dass man selbst teilnimmt und das Geschehen beeinflussen kann. Aus diesem Grunde wurde in der Diskussion gefordert, das ausreichende Interaktion gewährleistet wird. Insbesondere bei so einem wichtigen Ereignis wie dem Charaktertod. Diese Interaktion vermissen viele bei der momentanen Regelung des MzG, und plädieren daher für eine Änderung.

Was tun? Nun ganz einfach, es gillt eine neue Regel zu erfinden, die BEIDEN oben genannten Forderungen entspricht. Sie schließen sich nämlich keineswegs zwingend aus.

Dies ist es, was ich von einer guten Regeländerung erwarte. Sie sollte die positiven Dinge, die bereits durch die alten Regeln gewährleistet werden ebenfalls erreichen und darüber hinaus einen weiteren positiven Effekt auf das Spiel haben.


MfG, Dirk
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Lars Büker
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Beitrag von Lars Büker »

Was ist das hier, eine LARP-Selbsthgilfegruppe mit Reverend Robert? ;)
In Wirklichkeit bin ich viel hübscher.
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